Bretagne-Tipp

mittendrin im Bretagne-Urlaub

Ein Steinhaus in der Bretagne als Ferienhaus von privat

Bretagne damals

Zahlreiche, noch wunderbar erhaltene alte Steinhäuser prägen die Bretagne Architektur. Als Bauernhaus, Fischerhaus oder Stadthaus genutzt, wurden sie ab der Mitte des 17. Jahrhunderts vermehrt gebaut und fügen sich heute oft malerisch in die Landschaft, die Dörfer oder Städte der Bretagne ein. Ein Paradebeispiel ist Locronan, ein Ort, der vom damaligen Wohlstand der Bretagne zeugt (vgl. Geschichte der Bretagne) und dessen komplette historische Bausubstanz im Ortskern erhalten geblieben ist. Heute werden, wie sie in meinem kleinen Ferienhaus-Katalog sehen können, die malerischen Steinhäuser häufig als privat zu vermietende Bretagne Ferienhäuser angeboten. Auch wenn ein als Ferienhaus genutztes altes Steinhaus natürlich einen ganz anderen Standard als damals hat - wer möchte schließlich im Urlaub auf dem nackten Erdboden wandeln und auf fließendes Wasser und eine Toilette oder Elektrizität verzichten: Bei einer entsprechend sensiblen, das Ursprüngliche bewahrenden Renovierung kann der Bretagne-Urlaub in solch einem Ferienhaus eine längst vergangene Zeit nahe bringen.

Altes Steinhaus in der Bretagne (Bauernhaus, Longère)
Altes Steinhaus in der Bretagne (Bauernhaus, Longère)

Vor Ort verfügbare Gesteine wie Granit und Schiefer sind die Baumaterialien für die mächtigen Wände eines Steinhauses in der Bretagne, das in der Regel mit einem Schieferdach gedeckt ist. Und wenn es sich einrichten lässt, ist die einzig mit Fenstern und einer Tür ausgestattete Fassade nach Süden zur wärmenden Sonne hin ausgerichtet, während die Rückseite des Hauses und die Giebelwände, welche die mächtigen Kamine beherbergen, fensterlos dem Wetter trotzen. Wenn solch ein Steinhaus in der Bretagne als Bauernhaus genutzt wurde, so sieht man häufig rechts und links neben dem Hauptgebäude noch weitere auch mit Kaminen ausgestattete kleinere Anbauten (im Foto oben ansatzweise zu erkennen), und daran manchmal rechts oder links ein noch kleineres Häuschen als Anbau. Ob beispielsweise als Stall oder Alterssitz der Großeltern, die kleineren Nebengebäude wurden flexibel genutzt. Langhäuser ("Longères") heißen diese Anwesen mit einer oft mehr als 20 Meter langen fensterlosen Nordwand.

Wohnen früher im Bretagne Steinhaus

Und wie sah es früher in einem alten Steinhaus aus? Hier eine alte Postkarte, die den Blick in ein altes Bauernhaus in der Bretagne gestattet.

Bretagne-Bauernhaus: Einrichtung
Elementare Einrichtung im bretonischen Bauernhaus

Der Kamin war der zentrale Ort des Hauses. Hier wurde gekocht, und er war die Wärmequelle des Hauses. Um ihn herum gruppierte sich die wesentliche Einrichtung des Raums auf dem in der Regel nur aus getretener Erde bestehenden Fußboden: Neben dem Kamin stand ein großes, durch Türen abgeschlossenes Bett ("lit clos", auf der alten Postkarte rechts), für welches häufig in der Seitenwand des Hauses eine Vertiefung in Bettlänge und -höhe existierte. Solche Vertiefungen und auch weitere, die für Wandschränke oder kleine Regale vorgesehen waren, sind auch heute noch oft in den als Ferienhaus genutzten Steinhäusern zu finden (vgl. z.B. Fotos Ferienhaus TyCoz). Vor dem Bett stand die große Aufbewahrungstruhe. Ein großer 2 Meter langer Tisch mit zwei Bänken und ein Buffet mit Tellerboard, auf dem oberen Foto links neben dem Kamin teilweise sichtbar, ergänzten die elementare Einrichtung.

Klar, dass solch eine karge Einrichtung mit ihrer sehr begrenzten Ausstattung auch nicht die Möglichkeit gab, viele Gäste zu bewirten. So schildert Bernhard Kellermann in seinem Roman "Das Meer" eine Hochzeit auf Ouessant in dem einzigen Gasthaus der Insel, zu welcher alle Gäste ihre eigenen Bestecke und Teller mitbrachten. Sogar heute noch erlebte ich bei einer Geburtstagsfeier in der Bretagne auf dem Land, dass die Gäste zwar einen gedeckten Tisch vorfanden, aber alle ganz selbstverständlich nach der Hauptspeise den benutzten Teller umdrehten, um von der kleineren Vertiefung der Rückseite Käse und Nachtisch einzunehmen. Leicht einzusehen, warum die Franzosen den Nachtisch traditionell nach dem Käse einnehmen...