Bretagne-Tipp

mittendrin im Bretagne-Urlaub

Théodore Botrel: Les petits graviers

Bretagne damals

Hinweis:

Das Lied thematisiert die auswegslose Lage von Jungen an der Bretagne-Nordküste, deren Väter beim Fischfang im Atlantik umkamen. Da die Familien Hunger litten, mussten die Jugendlichen ihrerseits unter härtesten Bedingungen fernab der Heimat arbeiten. Beim Fischfang vor Neufundland verarbeiteten sie als "graviers" an Land den gefangenen Kabeljau, damit dieser bis zur Rückkehr in die Bretagne haltbar war. Der Name "gravier" (Schotter, evtl. auch Kieselstein) deutete wohl auf die Steinstrände hin, an denen sich die Lager der Graviers befanden.

Liedtext und Übersetzung:

– À quinze ans à peine, aux bancs de Terre-Neuve,
Pauvres p'tits "graviers", pourquoi partez-vous ?
– Dame ! il le faut ben : notre mère est veuve,
Et l'on n'a plus d'pain à manger chez nous !

– Quand vient février, vers les mers lointaines,
Pauvres p'tits "graviers", combien partez-vous ?
– On est, pour le moins, sept à huit centaines
Qui s'en vont là-bas... mais n'en r'vienn'nt pas tous !

– La charge complète, à la côt' bretonne
Pauvres petits "graviers", quand reviendrez-vous ?
– Partis en hiver, on rentre en automne :
Nous ne r'verrons plus les étés si doux !

– Sortis des bateaux, le coeur tout malade,
Pauvres p'tits "graviers", où débarquez-vous ?
– Entre le Cap Rouge et l'île Langlade (1) :
C'est l'Ile-aux-Chiens qu'est notre rendez-vous !

– Pendant les neuf mois que dur'nt les grand's pêches
Pauvres p'tits "graviers", là, qu'y faites-vous ?
– Nous fendons en deux les gross's morues fraîches
Les "ébrouaillons" et leur coupons l'cou !

– Un pareil travail doit vit' vous abattre ?
Pauvres p'tits "graviers", quand reposez-vous ?
– Nous sommes debout vingt heur's sur vingt-quatre,
Pour nous réveiller on nous f... des coups.

– Mais, pour ranimer vos forc's abattues,
Pauvres p'tits "graviers", dit's, que mangez-vous ?
– On nous fait bouillir des têtes de morues...
Mais ça n'remplc' pas un' bonn' soupe aux choux !

– Quand nul ne vous aime et ne vous écoute,
Pauvres p'tits"graviers", comment vivez-vous ?
– Nous buvons, d'un coup, quéqu's boujarons d'gouttes (2)
Et l'on s'croit heureux lorsque l'on est soûls...

– Mais en revenant dans vos maisonnées,
Pauvres p'tits "graviers", qu'y rapportez-vous ?
– Monsieur l'Armateur nous paie nos journées
À raison, comm' ça, de sept à huit sous (3)!...

– Après tant et tant d'horribles misères,
Pauvres p'tits "graviers", rembarquerez-vous ?
– Dame, oui... nous faisons comme on fait nos pères...
Et, plus tard, nos gâs feront comme nous !

- Mit gerade 15 Jahren, zu den Bänken von Neufundland,
ihr armen kleinen "Kieselsteine", warum fahrt ihr dorthin?
- Liebe Dame, so muss das sein: Unsere Mutter ist Witwe,
und wir haben zu Hause kein Brot mehr zu essen!

- Wenn der Februar kommt, zu den weit entfernten Meeren,
ihr armen "kleinen Kieselsteine", wieviele von euch fahren dorthin?
- Wir sind wenigstens sieben bis achthundert,
die dorthin gehen... aber nicht alle werden zurückkehren!

- Mit voller Ladung, zur Küste der Bretagne,
ihr armen "kleinen Kieselsteine", wann kehrt ihr heim?
- Im Winter abgefahren, kehren wir im Herbst zurück:
Wir werden niemals mehr die so lieblichen Sommer erleben!

- Die Schiffe auf hoher See, das Herz ganz krank,
ihr armen "kleinen Kieselsteine", wo geht ihr an Land?
- Zwischen dem Roten Kap und der Insel Langlade (1):
Dort liegt die Hundeinsel, die unser Treffpunkt ist!

- Während der neun Monate des Fischfangs,
ihr armen "kleinen Kieselsteine", was macht ihr dort?
- Wir halbieren den großen, frischen Kabeljau,
säubern ihn und schneiden ihm den Hals durch!

- Solch eine Arbeit muss Euch ja schnell erschöpfen,
ihr armen "kleinen Kieselsteine". Wann erholt ihr euch davon?
- Wir sind zwanzig Stunden pro Tag auf den Beinen,
mit Schlägen werden wir geweckt.

- Aber, um wieder zu Kräften zu kommen,
ihr armen "kleinen Kieselsteine", sagt, was esst ihr?
- Man heißt uns die Kabeljauköpfe zu kochen....
Aber das ist kein Ersatz für eine leckere Kohlsuppe!

- Wenn niemand euch liebt und keiner euch zuhört,
ihr armen "kleinen Kieselsteine", wo findet ihr Freude?
- Wir trinken auf einen Schlag einige Becher (2),
und wir fühlen uns glücklich, solange wir betrunken sind...

- Aber dann, wenn ihr nach Hause heimkehrt,
ihr armen "kleinen Kieselsteine", was bringt ihr dann mit?
- Der Herr Reeder zahlt uns pro Tag
so um die sieben bis acht Sous (3)!

- Bei all dem schrecklichen Elend,
ihr armen "kleinen Kieselsteine", werdet ihr wieder an Bord gehen?
- Ja, meine Dame... Wir machen es so wie es unsere Väter machten...
Und später werden es unsere Jungs so machen wie wir!

Übersetzung: © Wolfgang Wendroth 2007

Anmerkungen:

(1) Die wenige Kilometer südlich von Neufundland liegende Insel "Île Langlade" gehört zur Inselguppe "Saint-Pierre und Miquelon" und ist heute eine französische Gebietskörperschaft, in welcher nun der Euro die Währung ist.

(2) Der "boujaron" ist ein kleiner Messbecher von etwas weniger als einem sechzehntel Liter (also ungefähr 6 cl, was drei Schnapsgläschen entspricht), der in der Seefahrt verwendet wurde, um damit Rationen verschiedener Flüssigkeiten (z.B. hochprozentigen Alkohol) an die Mannschaft zu verteilen.

(3) Ein "sou" ist eine kleine Kupfer- oder Nickelmünze, laut "Wiktionnaire" etwa 5 Centimes wert, und wenn man davon ausgeht, dass dies in der Währung des französischen Franc gemeint ist, würde ein "sou" ungefähr einem Cent der Euro-Währung entsprechen.