Bretagne-Tipp
mittendrin im Bretagne-Urlaub
Roscoff, die alte Korsaren-Stadt in der Bretagne, erreicht man, wenn man an der westlichen Seite der Bucht von Morlaix an Carantec und St-Pol-de-Léon vorbei ganz nach Norden fährt. Von der Kapelle Sainte-Barbe aus hat man einen herrlichen Blick auf den alten Hafen und die sich daran anschließende Altstadt von Roscoff, vom schönen Renaissance-Turm der Kirche "Notre-Dame-de-Kroaz-Baz" überragt.
Bei Ebbe ist das alte Hafenbecken von Roscoff nicht befahrbar. Um unabhängig von den Gezeiten die vor Roscoff gelegene Insel Île de Batz zu erreichen, wurde deshalb ein weit in das Meer hinausragender Steg gebaut (im ersten Bild ganz rechts im Ansatz zu erkennen). Außerdem gibt es einen außerhalb des Ortskerns von Roscoff gelegenen Seehafen, der den Ansprüchen des modernen Schiffsverkehrs gerecht wird. Hier ankern auch die großen Fähren, welche die Bretagne über Roscoff mit England und Irland verbinden. So braucht man nicht verwundert zu sein, wenn man bereits bei der Hinfahrt nach Roscoff mit Hinweisen auf "wine and beer" konfrontiert wird.
Der Weg vom alten Hafen zur bereits erwähnten Kirche führt an schönen Granitsteinhäusern entlang. Die Prächtigsten davon stehen in der Umgebung des Kirchplatzes und zeugen von der Zeit, als die Korsaren (Freibeuter mit Erlaubnisschein) und andere wohlhabende Geschäftsleute das Stadtbild von Roscoff prägten (vgl. auch Bretagne Geschichte: Zeiten des Wohlstands).
Und wenn man sich in Roscoff fragt, wer ein zwiebelbehängtes altes, rostiges Fahrrad wohl abgestellt haben mag: Vermutlich steht es als Denkmal dort für die vielen von Engländern "Johnnies" genannten Bretonen, welche ab dem 19. Jh. als fahrende Händler unterwegs waren. Sie nutzten Englands unmittelbare Nähe zur Bretagne und speziell zu Roscoff aus, um z.B. die berühmten rosa Zwiebeln aus dem Léon (dem Gemüseanbaugebiet bei Roscoff in der Nord-Bretagne) vom Fahrrad aus "direkt vom Erzeuger" in England zu verkaufen - ein mühsames, oft monatelang dauerndes Geschäft. Laut Baedeker sollen um 1930 jährlich ab Mitte August noch ca. 1300 Johnnies aus der Bretagne nach England übergesetzt sein. Heute halten allein drei Vereinigungen die Erinnerung an die Johnnies aufrecht, unterstützt durch ein Museum und das alljährlich Ende August stattfindende Fest der rosa Zwiebel ("La fête de l'oignon rosé").
Roscoff hat aber noch viel mehr zu bieten: Auf seiner Webseite findet man das ganze Spektrum. Ein sehenswerter exotischer Garten, die Thalasso-Therapie und "Algoplus", ein Unternehmen, das Lebensmittel und Meereskosmetik aus Algen anbietet und auch besichtigt werden kann, seien hier besonders erwähnt (siehe Bretagne Algen Nutzung). Außerdem beherbergt die Stadt mit der Station Biologique de Roscoff eines der größten und bedeutendsten Forschungs- und Lehrinstitute für Meeresbiologie in Europa.
Falls man nicht das Glück hat, dass die heimgekehrten Fischer am alten Hafen Fisch und Meerestiere fangfrisch anbieten, oder falls nicht das Richtige dabei ist: Die "Viviers de Roscoff" mit ihren Meerwasser-Becken nahe bei der Kapelle Sainte-Barbe (s.o.) verkaufen Fisch, Krusten- und Schalentiere auch an privat. Dann hat Roscoff in seiner Umgebung auch noch schöne Strände zu bieten, zum Beispiel, wenn man von Roscoff aus die sich sofort westlich anschließende Bucht umrundet, gegenüber der Île de Batz. Diese Bretagne-Insel, die man von Roscoff aus mit dem Ausflugsboot in ca. 15 min erreichen kann, ist für sich allein schon ein lohnenswerter Ausflug.