Bretagne-Tipp
mittendrin im Bretagne-Urlaub
Der Neandertaler kam fast ausschließlich in Europa vor und hatte sich aus dem aus Afrika eingewanderten Homo erectus entwickelt. Völlig davon getrennt entwickelte sich in Afrika aus dem Homo erectus der moderne Mensch, der seinerseits Europa besiedelte (vgl. Steinzeit). Der stämmige, den klimatischen Bedingungen der Eiszeit unterworfene Neandertaler unterscheidet sich im Knochenbau sehr deutlich vom eher grazilen, aus der Wärme Afrikas gekommenen modernen Menschen. Diese beiden Menschenarten haben zwar eine lange Zeit dicht beieinander existiert, sich jedoch nach Meinung der Mehrzahl der Experten nicht vermischt. Es gibt aber auch Anhänger einer Vermischungshypothese. Im Gegensatz zu ihren Kollegen sehen diese in einigen Skeletten Merkmale des Neandertalers verbunden mit denen des modernen Menschen, und es wird deutlich, dass die Frage, ob sich der Neandertaler in uns "verewigt" hat, sich nicht allein durch Knochen- und Gräberbetrachtungen klären lässt.
Nachbildung eines Neandertalers im Neandertal-Museum bei Düsseldorf (Quelle: Wikimedia
commons).
In neuester Zeit tragen Untersuchungen des Genmaterials aus den Knochen von Neandertalern dazu bei, das Dunkel unserer Abstammungs-Geschichte zu erhellen. So konnte man im Mai 2010 in den Medien Überschriften wie "Menschen hatten Sex mit Neandertalern" oder "Und wir sind doch Neandertaler" lesen. Anlass sind Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig mit der Aussage, dass die Genübertragungen vom Neandertaler zum heutigen Menschen in einer Größenordnung von ein bis vier Prozent des Erbguts der heutigen nicht-afrikanischen Bevölkerung betragen. Diese Aussage steht im deutlichen Widerspruch zu bisherigen Gen-Untersuchungen. Seit Mitte der 90er Jahre wird in diesem Institut Genmaterial des Neandertalers erforscht, ohne dass irgend ein Hinweis auf Genübertragungen gefunden wurde.
Eine Übertragungsmenge von ein bis vier Prozent wirkt auf den ersten Blick relativ gering, jedoch stimmt das zu 60 % entschlüsselte Erbgut des Neandertalers ohnehin zum allergrößten Teil mit demjenigen des modernen Menschen überein, beide Menschenarten sind eng miteinander verwandt. Oder mit den Worten der Forscher: Die Neandertaler liegen "innerhalb der Variationsbreite der modernen Menschen".