Bretagne-Tipp

mittendrin im Bretagne-Urlaub

Kelten, Römer und Gallier

In der Bretagne der Eisenzeit (ab ca. 800 v.Chr.) lebten die Kelten (vgl. auch Kelten und Heilige). Archäologische Funde wie Keramiken, Schmuck und Waffen, die gleichartige Gestaltungsmerkmale aufweisen, aber auch beispielsweise gleichartige Bestattungspraktiken belegen, dass durch kulturelle Gemeinsamkeiten definierte keltische Stämme zu dieser Zeit in weiten Teilen Mittel- und Westeuropas verbreitet waren. Es scheint heute gesichert zu sein, dass sie aus ortsansässigen Bronzezeit-Kulturen hervorgegangen sind (→ Wer waren die Kelten?). Auf die Kelten geht die Namensgebung "Armorica" zurück, womit das Gebiet der heutigen Bretagne und Normandie bezeichnet wurde. Heute heißt die Küste der Bretagne in der Bretonischen Sprache "Armor" (= Land am Meer), während das Landesinnere "Argoat" (= Land am Wald) genannt wird.

Die Römer kommen

Wie war das nur mit Asterix, wo lag denn dieses berühmte, den Römern trotzende Dorf, in dem er lebte (dazu direkt die Antwort: es lag an der nordwestlichen Küste der Bretagne), wer waren denn diese Gallier, die nichts fürchteten, außer dass ihnen der Himmel auf den Kopf fallen könnte? Und warum hören ihre Namen alle mit "-ix" auf? Bereits in der Kindheit erfuhr man möglicherweise etwas aus diesem Teil der Bretagne-Geschichte, und kein Geringerer als Gaius Julius Caesar hat seine Version der Geschichte dokumentiert. "Gallia est omnis divisa in partes tres ", so beginnt Caesar sein erstes Buch über den Gallischen Krieg, den er von 57 bis 53 v.Chr. führt. In der Fortsetzung dieses Textes wird deutlich, dass das Land "Gallien" aus Belgien, Aquitanien und dem mittleren Bereich besteht, den die Kelten bewohnen. Diese Kelten werden von Caesar "Gallier" genannt, und sie sind die Vorbilder der von Uderzo und Goscinny kreierten unbeugsamen Schar unter der Führung stolzer Stammesfürsten und Druiden. Etliche Jahre später beschreibt Plinius der Ältere weiß gekleidete, mit goldener Sichel Misteln schneidende Druiden.

Geschichte der Bretagne: Gallien 58 v. Chr.
Gallien 58 v.Chr., größere Originalkarte hier (Quelle: Wikipedia commons)

In der Bretagne sind es fünf keltische Stämme, unter denen die Veneter die mächtigsten sind. Sie beherrschen im 1. Jh. v.Chr. die übrigen, zerstrittenen Stämme der Bretagne und leisten zusammen mit ihnen den Römern ab 58 v.Chr. Widerstand. 56.v.Chr. besiegt Caesar die venetische Flotte in einer Seeschlacht und romanisiert die Bretagne. Caesar zufolge ist 56 v.Chr. "ganz Gallien befriedet". Allerdings müssen in der Folgezeit mehrere Aufstände der Gallier niedergeworfen werden, der größte, die Herrschaft der Römer ernsthaft gefährdende Aufstand unter der Führung des Arvernerfürsten Vercingetorix im Jahre 52 v.Chr. (also kein Bretone, man beachte aber das "-ix" am Ende des Namens).

Bretagne-Geschichte: Die Grundmauern der gallo-romanischen Therme bei Plestin-Les-Grèves an der Bretagne-Nordküste.
Die Grundmauern der gallo-romanischen Therme von "Hogolo" bei Plestin-les-Grèves

Keltische Einwanderer

Durch die Romanisierung entsteht in den kommenden Jahrhunderten eine gallo-romanische Mischkultur, in welcher sich die keltische Kultur vollständig auflöst und die keltische Sprache durch ein "Vulgärlatein" verdrängt wird, das seinerseits die Grundlage des Französischen bildet. Am Ende des 4. Jh. n.Chr. beginnen die zum Untergang des römischen Reichs führenden Völkerwanderungen, in deren Verlauf verschiedene germanische Stämme in Gallien eindringen und die Franken dort im 5. Jh. n.Chr. ein großes, souveränes Reich errichten. Auch die Bretagne gerät unter dem Merowinger Chlodwig I. in die Abhängigkeit des Frankenreichs.

Ein kurzer Sprung über den Kanal nach England, das zu Caesars Zeiten zusammen mit Schottland und Irland auch von keltischen Stämmen bewohnt ist. Während der römischen Kaiserzeit besetzen und romanisieren die Römer England, geben ihre Präsenz dort aber Anfang des 5. Jh. in ihrer Bedrängnis vollständig auf, und die keltische Kultur bildet sich in England wieder verstärkt aus. Ab ca. 450 n.Chr. wandern die ersten christianisierten Kelten aus Cornwall und Wales in die Bretagne ein, und in den nächsten 200 Jahren setzen immer mehr sogenannte "Inselkelten" von England in die Bretagne über (vgl. Kelten und Heilige). Als Ursache dafür werden die sich im Osten Englands ausbreitenden heidnischen Angeln, Sachsen und Jüten angesehen, und zusätzlich Kelten, die aus Irland nach Cornwall und Wales drängen. Die große Einwanderungswelle in die Bretagne setzt sich bis ins 7. Jh. fort. Die keltische Kultur und Sprache der Einwanderer verdrängen in der Bretagne das Gallo-Romanische. Auf diese Wurzeln beruft sich die heutige bretonische Kultur, insbesondere entwickelte sich daraus die bretonische Sprache. Die neue Heimat wird "Klein-Britannien" (Britannia minor) genannt, und damit kommt diese Region zu ihrem Namen "Bretagne". Im Englischen heißt die Bretagne heute noch "Brittany". Ebenso schafft der Name Cornwall den Sprung in die Bretagne und lebt auch heute noch in der "Cornouaille" weiter, einer historischen Landschaft im Süd-Finistère, die sogar mal ein Königreich war (vgl. Mittelalter in der Bretagne). Und zu allem Überfluss nennen die Franzosen Cornwall "Les Cornouailles". Enger können die beiden Kanalseiten ja wohl sprachlich nicht verknüpft sein.