Bretagne-Tipp
mittendrin im Bretagne-Urlaub
Die Gezeiten-Fischerei zu Fuß, die "pêche à pied", könnte abschreckend sein,...
..., wenn man in der Bretagne eingefleischte, gut gerüstete Extrem-zu-Fuß-Fischer beobachtet, die bei niedrigstem Gezeitenstand und frischsten Frühlings-Wasser-Temperaturen auch dort noch den Meerestieren nachstellen, wo diese sich nun wirklich sicher fühlen müssten.
Und das auch noch, obwohl die Ebbe ein riesiges Felsenmeer freigelegt hat, von welchem bei Hochwasser bestenfalls die Spitzen aus dem Wasser ragen. Aber so hat denn jeder Gezeitenfischer in der Bretagne seine Stellen und Vorlieben.
Die einen bevorzugen den sandigen Meeresboden, auf welchem es relativ trocken zugeht und man die verschiedensten Muscheln finden kann, wenn man denn weiß, wo sie sich verstecken. Zur Ausrüstung gehören Harken, Eimer und gegen nasse Füße Gummistiefel.
Herzmuscheln (franz. "coques") in reicher Beute - professionelle Sammler nach 3 Stunden Arbeit
Die anderen bevorzugen die steinigeren Küstenabschnitte. Auch hier sind Gummistiefel zu empfehlen, aber nur deshalb, weil sie leicht zu entleeren sind, wenn sie voll Wasser gelaufen sind. Und das passiert zwangsläufig, da man sonst nicht zu den weniger zugänglichen Stellen gelangt. Also sind Turnschuhe nicht schlechter, nasse Füße bekommt man ohnehin. Die Hände sollte man mit Handschuhen schützen, denn es gilt so manchen Stein anzuheben, um darunter z.B. Krebse zu fangen (auch dafür sind Handschuhe angenehm!) oder mit einem Messer Seeohren vom Stein zu lösen. Jeder Stein muss wieder sorgfältig in seine ursprüngliche Position zurückgelegt werden, um die Meereswelt so wenig wie möglich zu zerstören.
Mindestgrößen - viel Erfolg, und beim Hummer: viel Glück!!!!!
Sorgfältig sollte man bei der Gezeiten-Fischerei auch darauf achten, dass man trotz des sich ungewöhnlich stark entfaltenden Sammel- oder Jagd-Triebs nicht wahllos alles mitnimmt, was sich bewegt. So sind bestimmte Krebsarten wie z.B. Taschenkrebse (tourteau) und Schwimmkrabben (étrille) schmackhaft, andere sind es nicht. Und es gilt auch die festgelegten Mindestgrößen zu beachten, einerseits, um auch hier die Meereswelt zu schonen, andererseits, weil die kleineren Tiere sich für den Verzehr nicht lohnen. Und unabhängig davon, ob man sich davon ernähren möchte: Ein Tag an der frischen Luft und eine völlig faszinierende Erlebniswelt sind sicher.
Aber es gibt auch durchaus gesundheitliche Risiken: Muscheln können z. B. Schwermetalle, Bakterien oder Viren in hohen Konzentrationen enthalten und beispielsweise Hepatitis hervorrufen. Halten Sie sich beim Sammeln von Schmutzwassereinleitungen, Häfen, Bachmündungen usw. fern und informieren Sie sich z.B. in der Gemeindeverwaltung über die Muschelqualität des Sammelgebiets. Alternativ ist es sicherer, die Meereswelt zu Fuß kennenzulernen, die Muscheln aber für den Verzehr auf dem Markt zu erwerben.
Und wann verspricht die Gezeiten-Fischerei den größten Erfolg? Um die Zeit des Frühlings- und Herbstbeginns herum treten bei Vollmond oder Neumond die größten Gezeitenunterschiede des Jahres auf (vgl. Bretagne Gezeiten in Zahlen), das Meer weicht so weit zurück wie sonst nie. Wahre Heerscharen von Einheimischen sind dann an der Bretagne-Küste auf Jagd, wo sich die Meerestiere zu Unrecht sicher fühlen.