Bretagne-Tipp
mittendrin im Bretagne-Urlaub
Loguivy-lès-Lannion liegt an der Nordküste der Bretagne direkt bei Lannion am linken Ufer des Léguer unweit seiner Mündung ins Meer. Diese Pfarrgemeinde beherbergt gleich zwei heilige Quellen der Bretagne, die beide dem Heiligen Saint-Ivy geweiht sind. Der Heilige gilt als der letzte der keltisch-christlichen Mönche, die ab dem 5. Jh. n.Chr. über den Ärmelkanal in die Bretagne gelangten und die dortige Bevölkerung christianisierten (vgl. Kelten und Heilige), und soll im 7. Jh. n. Chr. unweit des Ufers des Léguers seine Zufluchtsstätte erbaut haben. An dieser Stelle liegt heute die Kirche Saint-Ivy (gegen 1500 -18.Jh.).
Am Süd-Eingang des umfriedeten Pfarrbezirks befinden sich ein Renaissance-Brunnen (1577) und ein verziertes Brunnenbecken (16.Jh.) an der Außenmauer.
Das Wasser dieser auch den Renaissance-Brunnen speisenden heiligen Quelle ("Saint Ivy du Haut") soll die Fähigkeit haben, kleine Kinder von Koliken zu heilen. Die auf einem Granitsockel über dem austretenden Wasser stehende Statue zeigt St-Ivy als Bischof.
Zur zweiten heiligen Quelle ("Saint Ivy de la rive") gelangt man, wenn man um den Pfarrbezirk herum die Straße hinunter zur Léguer geht. Dort in der unwirklichen Umgebung der den Gezeiten weit ins Landesinnere unterworfenen Léguer-Mündung
liegt zwischen dem Kai und dem nach Le Yaudet ans Meer führenden Wanderweg die gesuchte Brunnenanlage (16.-17.Jh.).
Diese heiligen Quelle soll die Fähigkeit haben, bei Neugeborenen vorauszusagen, ob jene weiterleben werden.
Bei dieser dramatischen Befragung muss man das Hemd des Neugeborenen in das Brunnenbecken tauchen. Schwimmt es oben, so wird das Kind weiterleben.
Solch ein um Leben oder Tod gehendes Ritual schildert der im nur wenige Kilometer entfernten Tréguier geborene Dichter Ernest Renan in seinen Kindheitserinnerungen, die 1883 erschienen: Da er bei seiner Geburt sehr zart war, riet eine Hexe seiner Mutter, eines seiner Hemdchen für eine Befragung in einen Teich bei Minhy-Tréguier zu tauchen. Die Alte sei mit den Worten "Er will leben!" zurückgekehrt. Das in das Wasser getauchte Hemdchen sei sofort an die Oberfläche hochgestiegen.
Quellen: www.infobretagne.com und Daniel Spoerri, Marie-Louise Plessen: Heilrituale an bretonischen Quellen. Casti/Schweiz 1977