Bretagne-Tipp

mittendrin im Bretagne-Urlaub

Der Mont-Saint-Michel wird wieder eine Insel

Der Mont-Saint-Michel

2006 starteten die Arbeiten an einem Großprojekt. Lange Zeit war ein riesiges Problem im Gespräch, und 10 Jahre lang hatten sich Experten bereits mit seiner Lösung beschäftigt: Die Bucht um den früher 4 km vor der Küste liegenden Mont-St-Michel verlandet. Die Gezeiten schwemmen immer mehr Sand in die Bucht, und von der anderen Seite her kommen die Salzweiden (ideal für die Aufzucht der begehrten "Salzlämmer") dem früher nur bei Ebbe zu Fuß oder mit dem Karren erreichbaren Wunder des Abendlandes so nahe, dass die große Sehenswürdigkeit heutzutage nur noch bei sehr starken Gezeiten vollständig vom Wasser umgeben ist. In absehbarer Zeit hätte der Klosterberg im Grünen gestanden.

Mont-Saint-Michel am Tor zur Bretagne - Ansichtskarte mit Poststempel von 1905.
Der Mont-Saint-Michel bei Ebbe - vor 100 Jahren

Die menschlichen Eingriffe in das freie Spiel der Naturkräfte sind für die Versandung verantwortlich. Die Vergrößerung der Salzweiden-Flächen war durchaus geplant, aber mit dem Ausmaß der Landschaftsveränderung wurde nicht gerechnet. Mit aufwändigen Arbeiten werden die Fehler der Vergangenheit rückgängig gemacht und ihre Folgen beseitigt. Der Touristenstrom soll in dieser Zeit nicht wesentlich beeinträchtigt werden, und die Kapazitäten nach Beendigung des Projekts sollen dann sogar 5 Millionen Besucher pro Jahr zulassen.

Mont-Saint-Michel am Tor zur Bretagne -  Blick auf den Damm mit Parkplätzen und die versandete Mündung des Couesnon mit Salzweiden und altem Wehr im Hintergrund.
Blick vom Mont-Saint-Michel auf den Damm und die Mündung des Couesnon - vor dem Umbau

Als erstes wurde am Fluss Couesnon, der in die Bucht des Mont-Saint-Michel mündet, eine neue, hydraulische Schleuse gebaut. Diese hat eine geniale Regulierungsfunktion: Die bei Flut geschlossenen Tore verhindern wie ein Filter, dass Sand und andere Ablagerungen in die Flussmündung gelangen, und stauen dort gleichzeitig das Wasser. Die so aufgehaltenen Wassermassen spülen dann bei Ebbe durch die Bucht ins Meer und reißen dabei Ablagerungen mit sich - das Prinzip ist jedem aus dem Badezimmer bekannt. Innerhalb von 10 Jahren sollen durch die natürliche Kraft des fließenden Wassers 80 % der angesammelten Sedimente aus der Bucht hinaus getrieben sein.

Die nicht gerade anregenden Bus- und PKW-Parkplätze sind auch bereits vom Fuße des Mont-Saint-Michel auf das Festland verlegt. Aktuell (Sommer 2014) wird die neue Brückenkonstruktion auf Pfeilern fertiggestellt, die den 1879 gebauten, den Mont-Saint-Michel mit dem Festland verbindenden Damm ersetzen soll. Der Damm trägt durch seine den Wasserfluss bremsende Wirkung in hauptsächlichem Maße zu der Versandung bei. Die Brücke hingegen lässt den Wasserströmungen freien Lauf. Ab dem 22. Juli 2014 können Fußgänger die Brückenkonstruktion nutzen. Im September werden dann Pendelbusse über die Brücke fahren können und die Touristen 300 m vor dem Mont absetzen. Und im Frühjahr 2015 soll der Damm abgebaut sein und der Mont-Saint-Michel endgültig wieder eine Insel sein.