Bretagne-Tipp
mittendrin im Bretagne-Urlaub
Die ungewöhnlich großen Anschwemmungen von Grünalgen in einigen Buchten der Bretagne werden etwas unglücklich als "Algenpest" bezeichnet. Woher stammt der Begriff? Was bezeichnet er?
Nach einer Tankerkatastrophe vor der bretonischen Küste (vgl. z.B. Erika) wurden die mit den Gezeiten an Land geschwemmten Ölteppiche von einem bretonischen Journalisten "Marées noires" getauft, was auf Deutsch direkt übersetzt "schwarze Gezeiten" oder vielleicht besser "schwarze (Gezeiten)-Fluten" heißt. Aus dieser zunächst eher wertfreien Bezeichnung der Ölkatastrophe wurde auf Deutsch griffig und das verheerende Ausmaß betonend die "Ölpest".
In Anlehnung an die Marées noires wurden die seit den 70er-Jahren in einigen Buchten der Bretagne von den Gezeiten angehäuften, ungewöhnlich großen Algenteppiche "Marées vertes" genannt. Aus diesen "grünen Gezeiten" wurde auf Deutsch die "Algenpest". Während das die Ölpest hervorrufende Öl in seiner großen Menge eine unmittelbare, verheerende Gefahr für Meerestiere und Vögel darstellt, sind die Grünalgen zunächst einmal völlig ungefährlich, wenn sie im Wasser schwimmen oder angeschwemmt werden. Sie bleiben es auch, wenn sie am Strand liegend durchtrocknen können. Insofern führt die Begriffsübertragung von der Ölpest zur Algenpest in die Irre. Er suggeriert nämlich, dass eine große Gefahr von den Grünalgen selbst ausgeht, was nicht der Fall ist (vgl. Bretagne Algen Nutzung). Gefährlich werden die Grünalgen erst für Mensch und Tier, wenn sie in ungewöhnlich großen Mengen verfaulen.
Insofern halte ich es für angemessener, von einer Algenschwemme und nicht von einer Algenpest zu sprechen. Der Begriff Algenschwemme macht deutlich, unter welchen Anstrengungen die Kommunen leiden, die angeschwemmten Grünalgen zu entfernen, ohne die Bretagne-Urlauber zu verunsichern, wie es der Begriff Algenpest tut.