Bretagne-Tipp
mittendrin im Bretagne-Urlaub
Grünalgen sind weit über die ganze Welt verbreitet und gehören auch an der bretonischen Küste zusammen mit vielen anderen Algenarten zum natürlichen Ökosystem des Meeres. Diese wegen ihres Reichtums an Vitaminen, Magnesium und Kalzium als Nahrungsmittel geschätzten Algen sind völlig harmlos (vgl. Bretagne Algen Nutzung). Seit den siebziger Jahren werden sie aber in einigen wenigen Buchten der Bretagne im Sommer in ungewöhnlich großen, Algenplage oder Algenpest getauften Mengen angeschwemmt.
Der Bretagne-Tipp verzichtet ab 2018 auf aktuelle Meldungen. In aller Regel haben die betroffenen Gemeinden die Pflege der Strände im Griff und können die angeschwemmten Grünalgen zuverlässig beseitigen. Vorsorgliche Strandsperrungen sind absolute Sonderfälle. Um sich über Meldungen zu Bretagne-Algen aktuell zu informieren, empfehle ich "telegramme algues vertes" zu googeln. Le Télégramme ist eine der beiden großen Tageszeitungen der Bretagne.
Nach den Vorfällen, die die Algen in der Bretagne in die Schlagzeilen brachten, darf seit 2011 kein Strand für die Öffentlichkeit freigegeben werden, wenn er nicht innerhalb von 24 Stunden von Grünalgen gesäubert werden kann. Im Sommer 2011 wurden zwei Strände wegen starken Algenaufkommens vorübergehend gesperrt, einer an der Nordküste im Département Côtes d'Armor, einer im Westen der Bretagne im Département Finistère. Im Juli 2012 und Ende Juni/Anfang Juli 2013 wurde jeweils ein Strand kurzzeitig gesperrt, 2014 keiner. Nicht gerade viel. 2015 und 2016 waren die Grünalgen in der Bretagne kein besonderes Thema mehr, es gab über sie nichts Außergewöhnliches zu lesen, 2017 zeigte sie wieder ein deutlich vermehrtes Wachstum, während das Algenwachstum sich 2018 so sehr verspätete wie in den letzten 17 Jahren nicht beobachtet. 2019 wiederum brachte (nicht nur) der Bretagne ein außergewöhnlich starkes Algenwachstum.
Bretagne Algen: Grünalgen (Meersalat) und andere Wasserpflanzen der Bretagne-Küste
Vom Osten des Départements Côtes-d'Armor über das Finistère bis zum südlichen Ende des Morbihan gibt es rund um die Bretagne-Küste Buchten, in denen Grünalgen als sogenannte Algenplage oder Algenpest auftreten, wie die folgende Karte der Bretagne für 2017 dokumentiert. Rund um die Bretagne-Küste gibt es 30 Buchten, in denen mehr oder weniger regelmäßig große als Algenplage oder Algenpest bezeichnete Mengen an Grünalgen angeschwemmt werden. Man bedenke aber, dass die Bretagne 541 Strände zählt, folglich an den meisten bretonischen Stränden die Grünalgen, wenn überhaupt, dann in einem normalen, natürlichen Verhältnis auftreten.
Bretagne Algenplage Karte: Von Grünalgen bedeckte Oberfläche in der Bretagne 2018 (Quelle: bretagne-environnement.fr)
Die grünen Kreise auf der Karte meinen keinesfalls, dass alles von Grünalgen übersät ist, was auf der Karte grün ist. Vielmehr verdeutlicht die Größe der Kreise die an der betreffenden Stelle ermittelte Grünalgenfläche in Hektar. Alle Buchten mit besonders großen Grünalgenflächen sind sehr flach und groß. Dies deutet aber nicht auf eine verstärkte Beeinträchtigung an diesen Stellen hin. Je größer eine Bucht ist und je größer die Gezeitenunterschiede in dieser Bucht sind, umso mehr Grünalgen können natürlich ans Ufer gespült werden. Da die an Land gespülten Grünalgen aber gerade in diesen großen Buchten von den Kommunen mit besonders großem Kraftaufwand entsorgt werden, sind auch diese Buchten wie die übrige Bretagne grundsätzlich sicher.
Grünalgen wie der in der Bretagne verbreitete Meersalat leben am Meeresboden in der Übergangszone zwischen Gezeitenzone und der flachen, ständig vom Wasser bedeckten Zone. Bei Ebbe kann man sie auf dem Meeresboden liegen sehen, bei Flut richten sie sich im Wasser auf.
Da die Grünalgen zum Wachstum viel Licht benötigen, findet man sie vermehrt in seichten Gewässern. Einige sehr flache und teilweise auch sehr große Buchten der Bretagne sind dafür wie geschaffen. Im ruhigen Wasser der Buchten werden sie nicht fortgetrieben und dann auch noch in der Bretagne bequemerweise mit einem Übermaß an Nahrung versorgt. Bevorzugte Nährstoffe der Grünalgen sind Nitrate, die sie über die Wasserläufe sozusagen "frei Haus" ins Meer geliefert bekommen. Das Überangebot an Nahrung stammt hauptsächlich von der intensiv betriebenen Landwirtschaft der Bretagne. Unter diesen optimalen Bedingungen wachsen und vermehren sich die Grünalgen in einigen Buchten der Bretagne im Sommer sprunghaft.
Und nun werden die besonders starken Gezeiten in der Bretagne als "Marée verte" (→ Der Begriff "Algenpest") tätig. Die Flut treibt losgelöste Grünalgen an das Meeresufer. Bei Ebbe fließt das Wasser wieder ab, aber ein Teil der angespülten Grünalgen bleibt am Ufer liegen. Die nächste Flut spült weitere Grünalgen an, die sich von Ebbe zu Ebbe am Ufer ablagern. Im Sommer, der Hauptwachstumsphase der Grünalgen, können die Gezeiten der Bretagne an einigen Stellen beträchtliche Mengen an Grünalgen anschwemmen. Man spricht dann von einer Algenplage bzw. Algenpest. Gefährlich werden solche Ansammlungen, wenn sie nicht abtransportiert werden können und ungehindert verfaulen. Auch im Schlick, beispielsweise an Bachmündungen, können sich größere Mengen an faulenden Grünalgen befinden. Vorsicht ist geboten (→ Wenn Grünalgen verfaulen)!
Nicht jedes Jahr und nicht in jeder Bucht ist sie gleich stark ausgeprägt. Beispielsweise können starke Regenfälle im Frühling erhöht Düngemittel ins Meer spülen oder ein durchgehend sonniger Sommer das Algenwachstum begünstigen, oder aber Winterstürme bewirken, dass der Meeresgrund so aufgewühlt wird, dass sich im kommenden Jahr kaum Algen entwickeln.